Am Dienstag, den 30. August, haben wir mit unserem Referenten Andreas Winiarski über die Digitalisierung in Unternehmen diskutiert. Andreas ist Managing Partner bei Hering Schuppener Consulting und ehemaliger Kommunikationschef von Rocket Internet. Es war ein spannender Abend mit guten Diskussionen.
Eins wurde an dem Abend dann auch schnell klar: Das Establishment unterschätzt die Wirkungskraft digitaler Kanäle. So geschehen beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, wo die etablierten Parteien sich für den kommenden Wahlkampf gegen einen Wahl-O-Mat entschieden haben. Nur mit der AfD hat offensichtlich auch hierbei keiner gerechnet. Sie haben nämlich kurzerhand einen eigenen Wahl-O-Mat erstellt.
Dieses Verhalten lässt sich auch auf viele Unternehmen übertragen, die sich vor digitalen Kanälen verschließen. Denn ob Unternehmen wollen oder nicht, Menschen reden über sie. Sind dann die digitalen Kanäle des Unternehmens nicht etabliert, können Unternehmen keine eigenen Botschaften setzen.
Digitalisierung ist im Kern gute Kommunikation
Bei der Digitalisierung geht es im Kern um gute Kommunikation auf Augenhöhe. Viele Kommunikationsabteilungen haben sich jedoch hinter den etablierten Kommunikationsinstrumenten eingemauert. Auch wenn man Pressemitteilung schon längst nicht mehr per Fax verschickt, nutzt man weiterhin die alte Struktur der Informationsaufbereitung (ich sage euch etwas und ihr sollt euch bitte dafür interessieren). Hier gilt es vielmehr redaktionell zu arbeiten: Was interessiert den Leser?
Kommunikationsverantwortliche müssen sich zudem daran gewöhnen, dass es eine Community gibt, die sich fortlaufend für das Unternehmen interessiert. Insbesondere in kritischen Zeiten sind sie dann da. Ein Vertrauenspotenzial kann man jedoch nur in Friedenszeiten aufbauen und nicht erst, wenn der Shitstorm schon auf ein Unternehmen hereinbricht. Deshalb ist die konstante Arbeit an diesen Themen wichtig.
Es begann mit Zalando und Rocket Internet
Für die Digitalisierung in Deutschland war für Andreas das Jahr 2014 ein entscheidendes: Es gab die Börsengänge von Zalando und Rocket Internet. Und plötzlich sprach jeder über Digitalisierung. Dabei ist die Digitalisierung für jeden eine Chance, der die Technologie verstanden hat und zu nutzen weiß.
Dies lässt sich am Beispiel von Boulevard-Zeitungen leicht verdeutlichen. Denn diese kleinen Momente des Spaßes oder des Schüttelns, wenn man einen Artikel liest, holen sich die Nutzer heute in Social Media. Der Boulevard-Journalismus muss also Möglichkeiten und digitale Wege finden, um seine Leser an sich zu binden und nicht dauerhaft zu verlieren.
Wir leben zudem in einer Welt des stetigen und vor allem rasanten Wandels. In keiner anderen Zeit der Menschheitsgeschichte gab es so viele Innovationen wie in den letzten 20 Jahren. Dies liegt letztlich daran, dass sich die Menschen vernetzen können.
„Wir haben die erste Hälfte verschlafen“
Für Deutschland ist es auch längst noch nicht zu spät endlich vom Standstreifen auf die Überholspur zu wechseln. Denn auch wenn wir gegenüber den Amerikanern die erste Hälfte klar verschlafen haben, beginnt jetzt erst das, was wirklich wichtig ist. Denn der Pionier ist oft derjenige, der den Weg bereitet aber letztlich stirbt. Man verdient das Geld nicht mit der Erfindung, sondern mit der Optimierung dieser. Und hier ist Andreas sehr zuversichtlich, dass deutsche Unternehmen das schaffen können. Denn mit den Skaleneffekten beispielsweise eines Volkswagen-, BMW- oder Daimler-Konzerns kann auch Tesla nicht mithalten.
Dabei ist die Digitalisierung und digitale Transformation Leadership-Aufgabe. Man muss Risiken eingehen und konstant den Weg verfolgen. Denn bis man den Outcome eines solchen digitalen Transformationsprozesses sieht, dauert es. Für Andreas ist diese Reise jedoch alternativlos.
Wir bedanken uns herzlich bei Andreas für den Vortrag und bei allen Teilnehmer für die rege Diskussion. Wir freuen uns schon auf den nächsten Stammtisch mit Euch.