Ein Rückblick auf den 5. #SoMeK zum Thema Social TV
Zum ersten Mal tagte der Social Media-Stammtisch #SoMeK am 19. November außerhalb gastronomischer Lokalitäten in Köln. Treffpunkt war das Lokal K, die Basis der kölschen Wikipedia-Community im Stadtteil Neuehrenfeld. Eine perfekte Location für unseren Stammtisch – sie ist gut zu erreichen, gemütlich und mit allem ausgestattet, was das Stammtisch-Herz begehrt: Beamer, Leinwand, W-LAN und dem obligatorischen Büdchen um die Ecke.
Für den inhaltlichen Input sorgte an diesem Abend Gunnar Sohn aus Bonn. Sohn ist Wirtschaftspublizist, Blogger (www.ichsagmal.com) und leidenschaftlicher Social-TV-Produzent (www.bloggercamp.tv). Schon nach kurzer Zeit sprang der Social-TV-Funke auf die Teilnehmer des Stammtisches über. Die Botschaft: Auch Du kannst ein TV-Sender sein – und das geht eigentlich ganz leicht.
Gleich geht’s los. Social TV beim #SoMeK zu Gast im @Lokal_K pic.twitter.com/6Nr1m1AViJ
— Marcus Wirtz (@wirtzhaus) 19. November 2014
Die Quintessenz des Social TV: Jeder kann Sender und Empfänger sein
Zunächst ging Gunnar Sohn weit in die TV-Geschichte zurück: Er startete seinen Beitrag mit der Ära des Münzfernsehers, führte die Emanzipationstheorie von Brecht und Enzensberger an und spannte den Bogen bis in die Gegenwart der Google Hangout on Air-Livestreams. Für die Dichter und Denker Brecht und Enzensberger dürfte es befriedigend gewesen sein festzustellen, dass ihre Vision des emanzipierten Zuschauers Realität geworden ist. Ihr Ideal ist heute machbar, denn Social TV ist keine Einbahnstraße wie das klassische Fernsehen. Jeder kann als Sender und als Empfänger fungieren – und alle können mitmachen. Das ist die Quintessenz des Social TV.
Brecht und Enzensberger sind theoretische Vordenker der Zuschauer-Partizipation. #SocialTV #SoMeK — Digital Media Women (@DigiWomenK) 19. November 2014
Social TV schafft Gegenöffentlichkeiten und Kommunikation auf Augenhöhe
Social TV eröffnet seinen Produzenten die Möglichkeit, mit geringen Mitteln eine Gegenöffentlichkeit zur Meinungsmache der großen Medien und TV-Sender zu schaffen. Die Reichweite über die Kanäle des Internets ist immens. Ohne großen Aufwand kann ein riesiges Publikum erreicht werden, das Inhalte weiter verteilt und sich in den Diskurs einbringt. Kommunikation findet hier auf Augenhöhe statt.
Die Experimentiermöglichkeiten bei Social TV-Formaten sind so vielfältig, dass auch Gunnar Sohn sie längst nicht alle ausgeschöpft hat. Gelegenheiten gibt es derweil viele: Produktvorstellungen, Diskussionsrunden, Kundengespräche und die klassischen Live-Reportagen auf Veranstaltungen, bei denen man wie seinerzeit Hape Kerkeling interessanten Persönlichkeiten flugs das Mikro unter die Nase und unverblümt die Kamera vor das Gesicht hält.
Hyperlokales Nachbarschafts-TV – Fernsehen vom Volk fürs Volk
Unterhaltsam schildert Gunnar Sohn Beispiele aus seiner praktischen Erfahrung. Vor dem Hintergrund dieser Anekdoten ist man froh, dass man nicht mit einem alten Nokia-Knochen auf dem NRW-Journalistentag war und nicht bei Käsekuchen im bloggercamp.tv an den Pranger gestellt wurde. „Manchmal geht es auch kritisch zu“, lacht Gunnar Sohn. Er scheint voller Enthusiasmus und Ideen zu sein – und das steckt an. Gunnar Sohn schwebt hyperlokales Nachbarschafts-TV in NRW vor, ein Sendeformat unterhalb der Lokalredaktionen – quasi vom Volk fürs Volk. Ein interessanter Ansatz. Vielleicht haben einige Teilnehmer an diesem Abend schon im Kopf Redaktionspläne für die Südstadt, Nippes, Sülz oder Ehrenfeld geschmiedet.
Wichtig beim Social TV ist: Social wird das eigene Fernsehen erst, wenn das Publikum tatsächlich zu Wort kommt, z.B. über die Frage-und-Antwort-Funktion bei Google Hangouts on Air oder dem Comment-Tracker, oder über Twitter und Facebook. Eine Portion Multitasking-Fähigkeit ist dann übrigens von Vorteil – oder Unterstützung durch eine weitere Person.
Die Zutaten – was benötigt man als Social-TV-Starter
Und dann ging es an diesem Abend natürlich auch um die Praxis. Was braucht man denn, um mit Social TV auf den Plan zu treten? Die technischen Voraussetzungen für den Start als Online-TV-Produzent sind überraschend simpel.
Man nehme:
- ein Laptop
- eine handelsübliche Webcam, möglichst in HD (kostet etwa 60 bis 70 Euro)
- ein Mikrofon mit USB-Anschluss, das nicht „rückkopplungssüchtig“ ist (kostet auch etwa 60 bis 70 Euro)
- eine LAN-Verbindung von 4-5 MBit
Und schon kann’s losgehen!
Mit 400 bis 500 Euro lässt sich ein gutes Heimstudio einrichten – das Smartphone tut es aber auch
Wer es etwas professioneller möchte, kann sich auch ein XLR-Mikro mit Adapter anschaffen und ein Mischpult und Scheinwerfer. Gunnar Sohn sagt, dass man sich mit 400 bis 500 Euro bereits ein gutes Heimstudio einrichten kann.
Ganz simpel geht es mit dem Smartphone und der App Bambuser. Das hat Gunnar Sohn vor Ort schnell demonstriert, so dass unser Stammtisch kurz im Live-Streaming war.
Wir sind gerade Live mit Bambuser. Vorteil: eine gute Pufferfunktion wenn die Verbindung mal schlecht ist. #SoMeK pic.twitter.com/TdRq8kxuQ5
— Dirk Steinmetz (@dirste) 19. November 2014
Blut geleckt? Details und Fachfragen beantwortet das Buch „Live-Streaming mit Hangout on Air“ von Gunnar Sohn und Hannes Schleeh.
Die beiden bieten übrigens auch Workshops zu dem Thema an.
Nach dem Vortrag gab es viele Fragen und heiße Diskussionen, die sich noch nach Toresschluss lange vor dem Lokal K fortsetzten.
Danke an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich an Gunnar Sohn für den informativen und unterhaltsamen Beitrag, an Raimond Spekking und Kollegen vom Lokal-K für die tolle Location und an Birgit Baumhof für die Fotos.
Der nächste #SoMeK findet Ende Januar / Anfang Februar statt.
Hinterlasse einen Kommentar