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Teilnehmer des 10. #SoMeK bei Mediakraft

Große Panoramafenster erlauben den Blick auf einen Teil der Kölner Südstadt am Barbarossaplatz. Innen helle Räume, weiße bequeme Ledermöbel um einen großen, weißen Konferenztisch mit vorgelagerter XXL-Flatscreen. Im Hintergrund Birkenwald-Fototapete kombiniert mit knallbunten Polstersesseln. Rechts daneben ein gut gefüllter Kühlschrank, persönlich von Pressesprecher Michael Frenzel für diesen Abend hochgetragen. Wohlfühlatmosphäre im Hause Mediakraft. Die Teilnehmer des 10. #SoMeK werden empfangen wie alte Freunde, bei Mediakraft geht es informell zu. Das wundert nicht bei einem Durchschnittsalter von 27,8 Jahren im Team des Unternehmens, das erst seit wenigen Wochen seinen Start-up-Schuhen entwachsen ist.

In der Kölner Sendezentrale eines der größten europäischen Multi-Channel-Netzwerke geht es heute um neuste Entwicklungen auf dem deutschen Web-Videomarkt und darum, welche Rolle Mediakraft darin spielt. Es stehen vier Ansprechpartner zur Verfügung: Michael Frenzel und Sabine Schmidt aus der Unternehmenskommunikation und Sören Kindermann und Robert Wolff aus dem Bereich Fan-Development bei Mediakraft. Frenzel startet mit einem Blick auf die Merkmale des zukünftigen TV-Markts: Live-Event-Streaming, On-Demand-Formate und Scripted Reality. Bald schon wird jedoch deutlich, dass es auch um Vergangenheitsbewältigung gehen wird an diesem Abend. Das schlechte Image von Mediakraft nach dem Riesenkrach und der Trennung von Simon Unge im Winter 2014 soll ins rechte Licht gerückt werden.

Michael Frenzel

Michael Frenzel von Mediakraft

Kurze Rückschau: Im Dezember 2014 brach einer der beliebtesten deutschen YouTube-Stars, Simon Unge (alias Simon Wiefels) öffentlich mit Mediakraft. Er beschuldigte das Netzwerk, die Künstler vertraglich zu knebeln, sie einzuschüchtern, in die Insolvenz zu treiben und nicht ausreichend zu fördern. Das Medieninteresse an diesem Streit war groß. Die Auseinandersetzung zwischen Unge und Mediakraft schaffte es sogar in die Tagesthemen. Die Reaktionen im Social-Media-Kosmos unter dem von Unge ausgegebenem Hashtag „#freiheit“ waren verheerend. Frenzel spricht vom größten je in Deutschland ausgelösten Shitstorm, der das Unternehmen erfasste. Anschließende Abgänge von Stars wie LeFloid und ApeCrime, sowie Turbulenzen in der Führungsriege zerrten weiter am Image von Mediakraft.

Strategisch, technisch, marktorientiert – Mediakraft fördert nicht aus Nächstenliebe

Dass die Folgen der Krise bis heute an dem Unternehmen nagen, zeigt das Rechtfertigungsbedürfnis von Michael Frenzel, der seit April 2015 für Mediakraft tätig ist: So präsentiert er zunächst die „Top 10“ der Anschuldigungen gegen Mediakraft. Anschließend werden sie kleinteilig abgearbeitet und entschärft. Detailliert und offensiv geht Frenzel darauf ein, was hinter den Vorwürfen steckte, wie Mediakraft darauf reagierte und welche Konsequenzen das Unternehmen daraus zog.

Es lohnt sich ein Blick auf das Geschäftsmodell des Netzwerks. Mediakraft unterstützt seine Stars bei der Professionalisierung ihrer Video-Formate und nimmt sie unter zweijährige Verträge. In dieser Zeit werden die Akteure künstlerisch gefördert, Formate strategisch und technisch optimiert, Reichweiten erhöht, Werbekunden an Land gezogen und gemanagt. Das geschieht nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern ist „business as usual“: Das Unternehmen setzt personelle und finanzielle Ressourcen ein und wird im Gegenzug an den Einnahmen aus Werbung und Merchandising beteiligt.

Deer rote Raum bei Mediakraft

Der rote Raum bei Mediakraft

Redaktionell haben die Video-Stars freie Hand. Das Feedback auf Inhalte und Performance erfolgt direkt aus der Fangemeinde. „Der Social Media-Rückkanal ist gnadenlos“, berichtet Frenzel, „du wirst allein dadurch diszipliniert, ordentliche Arbeit abzuliefern.“

„Star-Wars“ – der Kampf um die besten YouTube-Stars

Springen erfolgreiche YouTuber nach Ablauf des ersten Vertragszeitraums ab, wird es für Mediakraft problematisch, denn der Return-On-Investment bricht abrupt ab. Einige Video-Entertainer machen alleine weiter oder wechseln zu finanzkräftigeren Konkurrenten. Der Werbemarkt ist lukrativ. Um erfolgreiche YouTube-Sternchen zu gewinnen, bringen Video-Netzwerke beim Buhlen um die Bewegtbild-Stars immense Summen ins Spiel. Teilweise werden den YouTubern bis zu 120 Prozent der Werbeeinnahmen in Aussicht gestellt, weiß Frenzel aus dem Umfeld zu berichten. Um Abwanderungstendenzen zu unterbinden, werden bei Mediakraft spezielle Maßnahmen ergriffen: YouTuber erhalten Mehrerlöse und werden stärker außerhalb des YouTube-Universums vermarktet. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von „C-Bas“ (alias Sebastian Meichsner) als Social Media-Kommentator der UEFA Champions League Sendung bei Sky. Um die Stars bei der Stange zu halten, werden teilweise auch feste Gehälter gezahlt.

Weniger transparent als bei der Image-Krise sind Frenzel und seine Kollegen, wenn es ums Geld geht. Leider ist nicht zu erfahren, wie hoch die festen Gehälter sind, von denen die YouTuber „leben können“, oder wie der Werbekuchen untereinander aufgeteilt wird. Webrecherchen zufolge gehen 55 Prozent der Werbeeinnahmen an die Künstler und 45 Prozent bleiben bei Google. Was von den 55 Prozent bei den Stars bleibt, hängt nach Aussagen von Mediakraft von individuellen Vertragsregelungen ab. Die darin festgelegten Zahlen richten sich nach den Ressourcen, die Mediakraft in die Künstler steckt.

Eine Reise wert – das YouTube-Universum bei Mediakraft

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Kulisse der Filmfabrik

Im Anschluss an den Vortrag und die anschließende Diskussion werden die Teilnehmer des #SoMeK durch das Gebäude geführt. Allein das ist die Reise wert. Zahlreiche Produktionsräume können besichtigt werden, unter anderem der Westernsaloon und die Filmfabrik. Es gibt rot gehaltene Produktion sräume und grün dominierte Produktionsstätten zu sehen, stilvolle Büros mit klobigen Naturholzschreibtischen, Räume mit Kunstrasen und Jeanskissenlandschaften und eine kleine Kantine. Hierhin lässt sich das Team am Standort Köln von einem nahe gelegenen Caterer das Mittagessen liefern. Die Gäste des #SoMeK beschließen den offiziellen Teil des Abends mit einer schmackhaften Kostprobe.

Beim anschließenden Get-together stehen Mediakraft-Mitarbeiter und #SoMeK-Teilnehmer bei Kölsch und Fassbrause noch lange in intensiven und offenen Gesprächen beieinander.

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