Am 11. Juni 2013 trafen Danny Sullivan, der Gründer von Search Engine Land und Matt Cutts (Head of webspam team Google) auf der SMX Advanced in Seattle zusammen. In dem Interview soll Matt Cutts gesagt haben:

„Social Data ist der am meisten überschätzte Rankingfaktor im SEO-Bereich“ 

Wenn es einer wissen muss, dann wohl Matt Cutts!

Würde man dieser Aussage ohne Weiteres glauben, wäre mein Blogpost zu „Social SEO“ hiermit beendet –
ist er aber nicht!

Wenn wir über SEO sprechen, meinen wir im Allgemeinen die Nutzung technischer, struktureller und inhaltlicher Möglichkeiten, um unsere Webseiten bei den Suchmaschinen im organischen Ranking möglichst weit oben zu positionieren.

Google als unangefochtener Marktführer unter den Suchmaschinen lebt von der Relevanz der auf seinen SERPs präsentierten Suchergebnisse. Finde ich bei meiner Suche via Google schnell für mich relevante Inhalte, so bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und werde auch zukünftig auf Google als Wegweiser durch das WWW zurückgreifen. Stellt mich das Ergebnis der Suche jedoch nicht zufrieden, bin ich wohl eher geneigt es bei Bing, Ask oder anderen Anbietern zu versuchen.

Die Relevanz ist ein Ausdruck für die Qualität der Suchergebnisse. Ob ein Suchergebnis relevant ist, bewertet Google mit seinem Algorithmus anhand einer Vielzahl von Faktoren, von denen nur ein Bruchteil öffentlich bekannt ist. Zu den Bewertungskriterien gehören sicher die Anzahl von Backlinks, der technische Aufbau der Zielseite, die Struktur des Contents, die Verweildauer (oder Bouncerate) und viele mehr.

Am 22. Juli 2013 hat Tim Anderson seinem „Guardian“ Beitrag den Titel „SEO is dead. Long live social media optimisation“ verpasst.

Die Suche wird zunehmend persönlicher. Die Suchergebnisse berücksichtigen meinen Standort, meine bisherigen Suchverläufe (Webprotokoll)…

Was ist „social SEO“?

Die Nutzung von Social Media Aktivitäten, um positive Auswirkungen auf die Suchergebnisse zu erreichen.

Google wird zunehmend versuchen, Signale aus den sozialen Plattformen auszuwerten und diese „social signals“ beim Ranking der Suchergebnisse berücksichtigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mir etwas ebenfalls gefällt, das Personen aus meinen Google-Kreisen mit einem +1 gewürdigt oder weiter verbreitet haben, ist groß. Hier werden Parallelen zum klassischen Empfehlungsmarketing deutlich.

Aus der Sicht des Publishers ist es demnach mehr als sinnvoll, eine möglichst große Community aus Fans, Followern und Google-Kreisen aufzubauen. Es gilt also Reichweite in sozialen Netzwerken zu schaffen. Dazu kann man sich auch des advertisings (etwa bei facebook) bedienen und so zielgerichtet und schnell neue Fans gewinnen. Wer Google+ in seiner Social Media Strategie bisher eher stiefmütterlich behandelt, sollte schnellstens umdenken. Google schafft hier ein schnell wachsendes Netzwerk, aus dem sich für die hauseigene Suchmaschine nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Personalisierung ergeben. Höhere Relevanz der Suchergebnisse, weil Google meine Kreise kennt und meine persönliche Gewichtung dieser Beziehungen (Freunde, Familie, Bekannte…). Ferner hat Google Einblick in meine Interessen und Vorlieben, meinen beruflichen und familiären Status und vieles mehr.

Häuften sich beispielsweise Twitter-Links zu meiner Website, so konnte Google daraus die Erkenntnis gewinnen, dass ich ein aktuell angesagtes Thema behandelte und damit aufgrund der Relevanz ein besseres Ranking verdient habe. Mit dem Start von Google+ wurden seitens Twitter die Möglichkeiten von Google jedoch wieder beschränkt. Dennoch scheint Google in der Lage zu sein, Twitter-Daten in das Ranking einfließen zu lassen. Das Netzwerk facebook wird da keine Ausnahme sein. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, dass Google mehr als eine Milliarde Nutzer ignoriert?

Reichweite schafft Herausforderungen

Die Kommunikation mit Facebook-Fans, Twitter-Followern und Google-Kreisen wird wichtiger als bisheriges Einbahnstraßen-Publishing (vom Monolog zum Dialog). Bislang galt die Devise „content ist king“ – laut Jeff Bullas (jeffbullass.com) geht das nicht mehr weit genug. Nach seiner Erfahrung müsste es heißen „good content is king“. Ich würde das noch weiter ergänzen und das Motto „good unique content is king“ ausrufen, denn das gebetsmühlenartige Verbreiten von längst bekannten Inhalten wird lästig, hilft niemandem und ist meiner Meinung nach sogar schädlich, will man sich doch mit seinen Inhalten von der Masse abheben und die eigene Identität und Marke stärken.

Optimalerweise sollten wir die für uns (je nach Geschäftsmodell) wichtigsten Social Media Kanäle nutzen, um Content zu platzieren, auf ihn aufmerksam zu machen und verbreiten zu lassen. Haben wir Inhalte, die unsere Zielgruppe ansprechen und zum Dialog einladen? Haben wir die Infrastruktur, um zeitnah und effektiv auf das Feedback unserer Zielgruppe zu reagieren? Und können wir den Erfolg messen?

Social Media bietet viel Potenzial, da auf mehreren Kanälen mit (möglichen) Kunden kommuniziert werden kann. Diese Kanäle fordern unterschiedlichen Content, denn es macht nur begrenzt Sinn, jede Plattform mit identischem Inhalt zu bedienen – teils ist dies auch aufgrund der Gegebenheiten der Plattform schlichtweg nicht möglich (bspw. Twitter durch beschränkte Länge der Tweets).

Hier bietet sich für professionelle Dienstleister ein weites Geschäftsfeld.

Um die Viralität zu unterstützen, wird es für die Content-Publisher zukünftig wichtiger werden, die richtigen Key-Influencer zu ermitteln. Wer ist geeignet meine Botschaften schnell an den Mann oder die Frau zu bringen? Wer genießt in meiner Zielgruppe das nötige Vertrauen, ist dort meinungsbildend? Wie bringe ich diese Multiplikatoren dazu, meinen Content zu verbreiten?

Ein ähnliches Prinzip bezüglich der Reputation kann man bereits beim klassischen Linkbuilding beobachten: ein Verweis von wikipedia, einer Universität oder einer ähnlich respektierten Referenz hat wesentlich mehr Einfluss, als viele Links von weniger beachteten Websites.

Fazit

Social SEO zeigt nicht nur Parallelen zum Linkbuilding und Empfehlungsmarketing, sondern ist vermutlich sogar die nächste Stufe in der SEO-Evolution:

  • Nutze die sozialen Netzwerke, um möglichst viele Menschen (und Suchmaschinen) auf dich aufmerksam zu machen!
  • Finde, animiere und nutze Key-Influencer!
  • Schaffe für Menschen (und Suchmaschinen) transparente Verbindungen zwischen sozialen Netzwerken und deiner Zielseite!

SEO is not dead – It´s Evolving!

Bildquelle: Galymzhan Abdugalimov/unsplash.com